Mit dem Monte Gordo (Dicker Berg) präsentiert sich die höchste Erhebung der Insel. Er ragt 1312 Meter in den Himmel und liegt am Ende des fruchtbarsten Tals im grünen Westteil, wo sich auch der Obst- und Gemüseanbaumit allen erdenklichen tropischen Gewächsen nebst einer Drachenbaumkolonie befindet. Der trockene und karge Ostteil hingegen besticht durch eine herbe Schönheit und ist ebenfalls landschaftlich reizvoll. Geröllflächen mit Riesenfelsen wechseln sich mit von silbrigen Wolfsmilchgewächsen überzogenen Bergwänden ab. Nach ergiebigen Regenfällen zieht aber auch hier die Natur vorrübergehend ein grünes Kleid an. Diese Zeit, in der der Himmel seine Schleusen öffnet, dauert in der Regel nur drei Monate (Juli bis September) und verwandelt die gesamte Insel für eine kurze Zeitspanne in einen blühenden Garten. Das Tal mit Hochebene von Faja im Westteil erfreut die Einwohner wie den Besucher auch in den übrigen neun Monaten der Trockenzeit mit immergrüner Vegetation und das landwirtschaftliche Leben pulsiert. Dies hat seinen Grund darin, dass ausreichend ergiebige Quellen sprudeln und Wolken das wichtige Nass heranbringen, welche ausserhalb der Regenzeit ausschließlich hier als Steigungsniederschlag stellenweise ihr kostbares Gut an die Erde abgeben.
Verwaltungssitz mit allen notwendigen Institutionen ist der über 4000 Einwohner zählende Ort Ribeira Brava. Er befindet sich zentral inmitten einer imposanten Kulisse in einem Kessel im Inselinneren und ist von Bergkämmen und zuckerhutartigen Felsgebilden, von denen nach Regenfällen das Wasser sintflutartig herniederströmt, umringt. Die Häuser, viele aus der Kolonialzeit, stehen eng beieinander. Pastellfarbene Gemäuer, verschiedene Plätze und schöne Gärten machen diese Stadt zu einem verträumten Ort. Schmale Gassen und verwinkelte Wege bilden ein Labyrinth, das man erst nach und nach durchschaut.Es ist mit die älteste Siedlung der Inselund der Raum, um Gebäude zu errichten, war bald ausgeschöpft, sodass man zusammenrückte, auch der Piraten wegen, welche die Inselgruppe nicht selten heimsuchten.
Schon am Morgen herrscht reges Treiben und die alten Pflasterstraßen
füllen sich mit Einheimischen und Besuchern aus den umliegenden Dörfern. Im
Zentrum des Ortes befindet sich die Kirche aus dem späten 18. Jahrhundert,
davor ein quadratischer Platz, welcher von erhabenen Gebäuden umstanden ist.
Dieser zählt architektonisch zum Schönsten, was die Kapverden zu bieten haben.
Unweit davon befindet sich eine bescheidene Markthalle, in der man neben
heimischem Obst und Gemüse auch andere Lebensmittel erwerben kann. Auch an
Geschäften aller Art rings umher mangelt es nicht. In der Nähe der Kirche in
Richtung Apotheke, unmittelbar neben dem meist trocken liegenden Flussbett lädt
ein ruhiger Platz mit Bänken unter schattigen Bäumen zum Verweilen ein.
Verlässt man den Ort Richtung Osten, lohnt eine Tagestour mit dem
Allradfahrzeug über eine Schotterpiste in das abgelegene kleine Küstendorf
Carrical (ca. 400 Einw.), welches absolute Ruhe und Stille bei einer
gemütlichen Einkehr garantiert. Die langgezogene Landzunge, welche den Ostteil
der Insel bildet, ist abgesehen von wenigen kleinen Dörfern, kaum berührt und erschließt
sich nur Jeep Fahrern und Wanderern. Die dünne Besiedelung ist der Trockenheit
geschuldet, welche nur nach den seltenen Regenfällen eine bescheidene Ernte
zulässt. Das Eiland beheimatet in diesen Gefilden eine imposante Gebirgskette,
die eine Höhe bis 700 Meter erreicht und in eine beeindruckende Hochebene
ausläuft. Auf dem Rückweg bietet sich ein Stopp im Flecken Juncalinho (ca. 500
Einw.), wo ein allseits beliebtes Meeresschwimmbecken herrliche Erfrischung
spendet.
Sehr trocken gibt sich auch der Süden zu erkennen. Die Küstenstücke, teilweise mit Stränden, lassen sich bisher nur schwer erreichen. Aus diesem Grund zieht es ausgesprochene Strandurlauber nur selten auf die Insel. Nachdem man Ribeira Brava wieder erreicht hat, kann man südwärts am Flughafen vorbei, in den Küstenort Preguica gelangen. Der Hafen wurde bereits vor dem Jahr 1500 angelegt und schon die großen Portugiesischen Entdecker versorgten sich hier mit Proviant, bevor sie über den Atlantik aufbrachen. Heute ist der Ort, der eine grosse Vergangenheit aufweisen kann, in der Bedeutungslosigkeit versunken. Die Anlegestelle wird nur noch privat genutzt, gelegentlich auch für Bootsausflüge an der Küste entlang. Von hier muss man zurück und kommt auf einer Umgehungsstraße am Inlandsflughafen und an Ribeira Brava vorbei durch den Westteil der Insel nach Tarrafal (26 km). Man passiert in einer kurven- und abwechslungsreichen Berg- und Talfahrt verschiedene an der Küste liegende Dörfer, deren Häuser teils noch mit Stroh gedeckt sind, bevor man die grüne Hochebene von Faja erreicht, welche von imposanten Felswänden umrahmt ist. Hier gedeihen Gemüse aus unseren Breiten und ebenso Südfrüchte aller Couleur wie Bananen, Papayas, Orangen und natürlich auch das Zuckerrohr, welches für die Herstellung des begehrten Grogues angebaut wird, welcher der von hier als
der beste der Kapverden gilt.
Der Boden ist fruchtbar und Wasser gibt es genug. Von nun an reihen sich beidseits Häuser an Häuser und Siedlung an Siedlung, bis die Straße in ansteigenden Serpentinen an Drachenbäumen vorbei den Gebirgskamm in 970 Meter erreicht. Von hier hat man atemberaubende Ausblicke sowohl zurück ins Tal von Faja als auch nach ein paar Metern Fahrt auf die andere Seite hinunter auf Ribeira Brava. Lässt man den Pass hinter sich, schlägt das Wetter um. Die Landschaft wird karger und trockener und auch die Temperaturen steigen wieder an. Dieser letzte Teil der Strecke führt durch kahle Bergeinschnitte hinunter ans Meer in das Küstenstädtchen Tarrafal (ca. 5000 Einw.), welches sich als der wärmste Ort und immer sonnige Teil der Insel rühmen darf. Hier befindet sich der neue Hafen, was täglich nicht nur frischen Fisch garantiert, auch legt das Fährschiff einmal in der Woche von und nach Sao Vicente an (wo sich ein weiterer internationaler Flughafen befindet), manchmal auch ein Kreuzfahrtschiff. Obst und Gemüse verkauft man nicht nur in der kleinen hiesigen Markthalle, nahezu jedes Lebensmittelgeschäft, welche sich hauptsächlich im Zentrum ballen, bietet etwas davon. Die Gewässer sind fischreich und so wurde eine kleine Fischfabrik errichtet, welche ihre Erzeugnisse in verschiedene Länder exportiert. Die Ökonomie dominiert den Ort im Gegensatz zum "amtlichen " Ribeira Brava. Auch Sportangler kommen auf ihre Kosten, denn im Blue Marlin Club (nahe dem Marktplatz) oder auch durch private Anmietung eines Bootes kann man auf Schwertfischjagd gehen. Und es gibt die Möglichkeit am dunklen, von Kokospalmen umsäumten Stadtstrand zu baden und zu relaxen oder auch vier Kilometer weiter nördlich den jod- und titanhaltigen Sand an den Stränden von Praja da Luz und Praia Frances zu nutzen, dem eine lindernde Wirkung bei Rheuma und Gelenkskrankheiten nachgesagt wird. Die besten Strände gibt es in Tarrafal. Andere (teilweise weisser Sand) sind bisher nur über Schotterpiste, steile Pfade oder per Boot zu erreichen. Auch bezüglich des überaus trockenwarmen Mikroklimas im Raum Tarrafal wird von Rheumakranken aus Europa berichtet, dass sie vor Ort auf Medikamente verzichten können. Von hier aus gilt es den Inselnorden zu entdecken, welcher durch ursprüngliche Landschaft, stille Dörfer und herzlichen Menschen den Gast erfreut. Praia Branca, ein von Bergen geschützter Ort in einem Tal, ist ein ebenso schönes Erlebnis wie Ribeira da Prata, das von spitzen Felsen gesäumt wird, auf denen kleine Häuseransammlungen stehen. Die unberührte Natur abseits der Straßen aber erschließt sich dem Besucher nur, wenn er sich aufmacht, den uralten Maultier- und Eselspfaden zu Fuss durch Berge und Gebirge zu folgen.
Tarrafal ist Ausgangspunkt für verschiedene, geführte Wanderungen und Ausflüge.